Ein Thema: Warum gibt es in Aachen soviele Baustellen?
Antwort von Sibylle Keupen: Aachen hat ein Strassen- und Leitungsnetz mit einer Länge von 800 Kilometern! Das ist die Entfernung von Hamburg nach München. Insbesondere das Kanalnetz (überwiegend 90 Jahre alt) aber auch das Gasnetz sind aufgrund ihres Alters sehr störanfällig, kurzfristig notwendige Baustellen daher nicht vermeidbar.
Die Fortschreibung des städteregionalen Klimaschutzkonzeptes, die Einrichtung einer Klimaschutzkoordination in der Städteregion sowie die Gründung einer Energiegenossenschaft wurden auf grüne Initiative beschlossen.
Erneuerbare Energien
Die Förderung von privaten Photovoltaikanlagen und regenerativer Heizungstechnik wurde durch von den Grünen initierte Anträge ausgebaut. Bei der Photovoltaik haben wir den Schwerpunkt auf die Installation von Speichern gelegt, Mieter in die Förderung einbezogen und eine familienfreundliche Staffelung eingeführt, die Haushalte mit Kindern begünstigt.
Die Ausstattung der eigenen städteregionalen Liegenschaften einschließlich der Parkplatzflächen mit Photovoltaik und Speichern haben wir erfolgreich in Gang gesetzt. Bis 2030 werden alle Liegenschaften inklusive Parkplätze mit Photovoltaikanlagen und Speichern ausgerüstet, um die Klimaneutralität zu erreichen und die Energiekosten deutlich zu senken.
Stecker-PV Anlagen – werden nur für Mieterinnen und Mieter gefördert
Mit unseren Anträgen haben wir das Repowering unterstützt und die Unterstützung der Gewerbe und Industriebetriebe dadurch eingefordert, dass Windkraft- und Solaranlagen vermehrt in Industrie- und Gewerbegebieten der Städteregion errichtet werden, damit Gewerbe- und Industriebetriebe in die Lage versetzt werden, den benötigten Strom selbst kostengünstig ohne Belastung mit Netzentgelten produzieren und nutzen zu können.
Windkraftanlage in Würselen
Zukuntsweisende Energieinfrastruktur
Mit unseren Anträgen haben wir eine eine zukunftsfähige Infrastruktur im Wasser-und Energiebereich für den Ausbau der Erneuerbaren Energien in der Städteregion vorangetrieben und die Umwandlung der bisherigen Versorger STAWAG und Enwor in das zu einhundertprozent kommunale „Stadt- und Städteregionswerk Aachen“- STAWAG (neu) realisiert. Dadurch ist es uns gelungen, eine Privatisierung der Wasserversorgung in der Städteregion zu verhindern.
Zugleich werden damit die durch dieses kommunale Gemeinschaftsunternehmen entstehenden Möglichkeiten genutzt werden, den Ausbau von Windkraft und Photovoltaik-Freiflächenanlagen in der Städteregion voranzutreiben.
Gegenstand einer weiteren grünen Initiative war der Beschluss, dass alle regionalen Energieversorger, an denen die Städteregion beteiligt ist, ihren Strom bis 2030 zu einhundert Prozent aus Erneuerbaren Quellen gewinnen.
Bereits jetzt stammen bei der neuen STAWAG bilanziell rund 70% des verkauften Stroms aus Erneuerbaren Energien.
Mobilität
Viele beschlossene Anträge befassten sich mit der Mobilität.
Dabei ging es um die Mobilität im Südraum der Städteregion, die Unterstützung des Netzwerkes Mobilitätswende Region Aachen (NEMORA) und die Anbindung des Railports durch die L 240 sowie die erfolgreiche Verhinderung der L 221n.
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Beim Schienverkehr stand die Förderung der RegioTram und das dringend notwendige „Dritte Gleis“ im Mittelpunkt.
Beim Radverkehr umfassten die Initiativen das städteregionale Radverkehrskonzept, den Ausbau von Radfernwegen und die Aufstellung von Radservicestationen
Natur- und Artenschutz
Eine Reihe von beschlossenen Anträgen zielten auf Natur- und Artenschutz, so auf die Reduzierung der Lichtverschmutzung, die Dachbegrünungsförderung, die Aufstellung von Bienenstöcken und die Unterstützung von Blühwiesen.
Kreislaufwirtschaft
Wir haben durch unsere Anträge den Umbau unserer regionalen Abfallwirtschaft zu einer klimaneutralen Kreislaufwirtschaft vorangetrieben.
So ist auf unseren Antrag hin beschlossen worden, dass alle Unternehmen, an denen die Städteregion beteiligt ist, klimaneutral werden sollen. Daraufhin sind auf den Dächern unseres regionalen Abfallwirtschaftsbetriebes AWA. großflächige Photovoltaikanlagen installiert worden, die künftig den größten Teil der benötigten Energie für die Abfallbehandlung und dieelektrischen Bagger und Kräne liefern.
Beschlossen ist des weiteren, dass die vorhandene Deponie für Freiflächenphotovoltaik genutzt wird.
Wir haben im Städteregionstag ferner beschlossen, dass die Verdoppelung der Kapazität der Bioabfallvergärungsanlage in Würselen unterstützt wird, um mit der dort produzierten Bioenergie klimaschädliches Erdgas zu ersetzen.
Angestoßen haben wir ferner, dass der Fuhrpark unserer Entsorgungswirtschaft elektrifiziert und mit eigenem Strom auch aus der Müllverbrennung kostengünstig und klimaneutral betrieben wird.
Nachhaltiges Bauen
Beantragt und beschlossen wurde für städteregionale Bauvorhaben der Einsatz von nachhaltigen Baustoffen, insbesondere Holz und Recycling-Baustoffen.
Bürgermeisterin Dr. Carmen Krämer, Kindergarten in Monschau-Mützenich
Der neu gebaute Kindergarten in Holzmodulbauweise ist ein leuchtendes Beispiel für klimafreundliches, nachhaltiges und gesundes Bauen in der Städteregion. Und superschnell: Aufgebaut in der Rekordzeit von 18 Tagen!
In der letzten Sitzung vor der Sommerpause hat der Städteregionstag den Nahverkehrsplan für die nächsten Jahre beschlossen. Darin wird festgelegt, wie der ÖPNV in den nächsten Jahren ausgebaut wird.
Was sind die Grundlagen?
Das ÖPNV-Gesetz NRW verpflichtet die kommunalen Aufgabenträger, einen Nahverkehrsplan aufzustellen und periodisch fortzuschreiben.
Die inhaltliche Leitlinie ist im Netzwerk Regionale Mobilitätswende (NEMORA) in einem im Mai 2023 beschlossenen Memorandum of understanding festgelegt worden. In diesem Momorandum, das von allen Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der Kommunen in der Städteregion, von der Oberbürgermeisterin der Stadt Aachen und dem Städteregionsrat unterschrieben worden ist, heisst es ausdrücklich:
„Auf vielen Hauptachsen und vor allem in unseren urbanen Zentren stehen die heute vorhandenen Mengen an fahrendem und stehendem Autoverkehr im Konflikt zu den Ausbauwünschen des Umweltverbunds. Die Unterzeichnenden wirken gemeinsam darauf hin, dass die regionale Mobilitätswende kooperativ gestaltet und vorangebracht wird und somit das Autoverkehrsaufkommen in der StädteRegion Aachen auf ein verträgliches Maß reduziert wird, um den Ausbau des Umweltverbundes qualitätvoll gestalten zu können.„
Die Zielkonzept des ÖPNV für die nächsten Jahren bis 2028 wird aufgestellt. Besonders bedeutsam ist das Modul 3, in dem es um die Planung für den Ausbau der Verknüpfung der einzelnen Verkehrssysteme geht. Dazu wird der Aus- und Neubau von multimodalen Verknüpfungspunkten (Mobilstationen) festgelegt. Das sind nicht, wie verschiedentlich zu hören, Pendlerparkplätze oder – häuser. Vielmehr geht es um die Verknüüpfung von mindestens zwei Mobilitätsangeboten, also Bus und Bahn, Bahn und hochwertige diebstahlsichere Fahrradparkmöglichkeiten oder Bus- und Bahn mit Car- oder Bikesharingangeboten.
Insgesamt über 40 solcher Mobilstationen soll es in der Städteregion geben, davon 25, die es bereits gibt, aber teilweise ausgbaut werden sollen.
Ministerin K. Reiche will 40 neue Erdgaskraftwerke mit einer Gesamtleistung von 20.000 Megawatt bauen lassen und subventionieren, angeblich weil nur so Zeiten der Dunkelflaute überbrückt und Versorgungssicherheit gewährleistet werden könne.
Tatsächlich überflüssig:
Die Überbrückung von Dunkelflauten lässt sich sehr viel schneller und kostengünstiger durch die Flexibilisierung der vorhandenen rund 10.000 Biogasanlagen erreichen. Dafür ist keine zusätzliche Biomasse erforderlich, denn durch die Flexibilisierung wird Biogas gespeichert und nur dann mit höherer Leistung verstromt, wenn Wind und Sonne nicht ausreichen.
Schon bis 2030 kann mit dieser Umstellung eine flexible Leistung von 12.000 Megawatt bereitgestellt werden, bis 2035 dann 24.000 Megawatt, und damit deutlich mehr als voraussichtlich nötig.
Erdgaslösung viel zu teuer:
Schon die von der Vorgängerregierung neu geplanten 12.000 Megawatt Gaskraftwerksleistung war weit überdimensioniert und sollte mindestens 12 Milliarden € Subventionen verschlingen. Eine Studie der Universität Nürnberg-Erlangen hat ergeben, dass die Biogaslösung um den Faktor 1,9 bis 3,7 günstiger ist als neue Erdgaskraftwerke.
Anders als von der Ampelregierung in der Kraftwerksstrategie noch vorgesehen, soll die Vorgabe entfallen, dass die Erdgaskraftwwerke später auf Wasserstoff umrüstbar sein müssen. Die Technologieoffenheit, die sonst immer gern propagiert wird, soll hier nicht gelten. Eine technologieoffene Ausschreibung, in der Biogasanlagen gegen Erdgaskraftwerke konkurrieren könnten, ist nicht vorgesehen.
Fazit
Es wird ein neues Monopol mit dauerhaftem Bestandsschutz für fossiles Erdgas geschaffen. Dazu passt, dass die Bundesregierung jetzt wenig unternimmt, um das Biomassepaket zur Flexibilisierung der Biogasanlagen, auf das sich zum Ende der letzten Wahlperiode die Ampelregierung mit der CDU/CSU Opposition geeinigt hatte, in Brüssel zur Genehmigung zu verhelfen.
Also alles zur Freude der Erdgaslobbyisten, aber nichts für eine kostengünstige innovative klimafreundliche Gewährleistungder Versorgungssicherheit.
Die Energiewende ist trotz aller Widrigkeiten auf Erfolgskurs. Die nationalen Klimaziele nach dem deutschen Klimaschutzgesetz sind im letzten Jahr übererfüllt worden.
Oft unterschätzt wird jedoch, dass die deutsche Landwirtschaft dazu einen wichtigen Beitrag geleistet hat.
Interesse an diesem Thema?Lesen Sie dazu meinen Beitrag im Kritischen Agrarbericht 2025.
Der Städteregionstag Aachen hat am 10.7.2025 den nächsten Meilenstein für die Regiotram beschlossen
Was ist der Inhalt des Beschlusses?
Für die Regiotram wird eine Infrastrukturgesellschaft gegründet. Daran beteiligen sich die Städteregion und alle Kommunen, durch die die Regiotram fahren wird, also Aachen, Würselen Alsdorf und Baesweiler.
Diese Infrastrukturgesellschaft wird mit eigenem Personal die Projekt- und Finanzierungsstruktur für die nachfolgenden Planungsschritte schaffen. Die 90%-tige Förderung der Planung ist durch eine erfreuliche Kofinanzierung des Landesverkehrsministeriums NRW gesichert worden.
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Was ist das Ziel der Regiotram?
Die Regiotram schafft eine Nahverkehrsschienenverbindung zwischen Aachen und Baesweiler. Auf dieser Verkehrsachse sind täglich rund 70.000 Pendler unterwegs.
Die Machbarkeitsstudie hat gezeigt, dass mehrere zehntausend Pendlerbewegungen durch die Regiotram auf die Schiene verlaget werden können.
Die Regiotram wird 16 Minuten schneller sein als herkömmliche Busverbindungen.
Die durchgeführte Kosten-Nutzen-Analyse hat gezeigt, dass sich die Regiotram rechnet
Fazit
Die Regiotram ist das wichtigste Nahverkehrsprojekt der nächsten Jahre und ein wichtiger Beitrag zur klimafreundlichen Mobilitätswende in der Städteregion Aachen.
Die Attraktivität zeigt sich auch daran, dass schon jetzt Erweiterungswünsche gewünscht und geprüft werden, so die Anbindung des Gewerbegebietes Merzbrück und die Verlängerung nach Übach-Palenberg.